29. Juni

Je länger ich lebe, desto mehr bin ich davon überzeugt, dass das Leben und seine Gaben doch nicht so ungerecht verteilt sind, wie ich manchmal glaube, wenn ich eine Leidensphase durchlebe.
Mary Todd Lincoln

Selbstmitleid ist wie ein Parasit. Es verhindert, dass wir das Gleichgewicht in der natürlichen Tragödie des Lebens erkennen. Wir werden gute und schlechte Zeiten erleben, und beide werden vorübergehen. Das ist ganz sicher. Die Haltung "Warum gerade ich?" deutet auf das geringe Mitgefühl hin, das wir in der Regel für das Leid anderer haben. Unser Einfühlungsvermögen und unser Bewusstsein für das Leid anderer Menschen ist im allgemeinen sehr gering.

Wir sind viel zu sehr mit uns selbst beschäftigt. Wären wir weniger egozentrisch, würden wir erkennen, dass wir alle in gleichem Maß Freude und Leid erleben. Aber manche Menschen begegnen ihrem Glück mit Gleichmut und nehmen ihrem Leid damit den Stachel. Wir können lernen, beides zu tun. Genesung heißt, sich ein neues Verhalten anzueignen, neue Reaktionen und eine gesündere und positivere Einstellung zu erlangen. Wir brauchen kein Selbstmitleid! Wir können darauf achten, wann wir in Selbstmitleid verfallen und es sein lassen. 

Vielleicht verfalle ich heute in Selbstmitleid. Glücklicherweise habe ich gelernt, dass ich die Wahl habe, es aufkommen zu lassen oder nicht.