9. Oktober – Sich selbst öffnen

Wenn wir lernen, behutsam aufzudecken, wer wir sind, öffnen wir uns der Liebe und Intimität in unseren Beziehungen.

Viele von uns haben sich hinter einem Schutzwall verkrochen, der andere daran hindert, uns zu verletzen, aber auch verhindert, dass sie uns richtig sehen. Wir scheuen uns vor Preisgabe. Wir scheuen uns, anderen unsere Gedanken, Gefühle, Ängste, Schwächen und zuweilen auch unsere Stärken einzugestehen.

Wir wollen nicht, dass andere sehen, wer wir wirklich sind.

Wir haben Angst, dass andere uns bewerten, verurteilen, sich von uns abwenden, uns ihre Zuneigung entziehen. Wir wissen nicht genau, ob wir so, wie wir sind, in Ordnung sind, und wir wissen nicht genau, wie wir uns anderen zeigen sollen.

Verletzlich sein kann Angst erzeugen, zumal dann, wenn wir mit Menschen zusammengelebt haben, die uns benutzten, missbrauchten, manipulierten oder uns Anerkennung versagten.

Nach und nach lernen wir das Wagnis einzugehen, uns zu öffnen. Wir zeigen anderen unser wahres Ich. Wir suchen uns vertrauenswürdige Menschen aus und beginnen, uns nach und nach zu öffnen.

Manchmal halten wir uns bedeckt, weil wir glauben, diese Haltung nütze der Beziehung, oder andere würden uns deshalb mehr Sympathie entgegenbringen. Das ist ein Trugschluss. Wenn wir uns abkapseln, hilft das weder uns selbst noch dem anderen noch der Beziehung. Ein solches Verhalten geht ins Auge. Wahre Intimität und Nähe kann nur dann bestehen, wir können uns nur dann selbst lieben und in einer Beziehung zufrieden sein, wenn wir uns so zeigen, wie wir sind.

Das heißt nicht, dass wir unentwegt alles über uns ausplaudern. Auch das kann ein selbstzerstörerisches Verhaltensmuster sein. Wir können lernen, uns selbst zu vertrauen, wem wir wann, wo und wie viel von uns preisgeben.

Darauf zu vertrauen, dass die Menschen uns lieben und Sympathie entgegenbringen, wenn wir genau so sind, wie wir sind, ruft Angst hervor. Doch nur auf diese Weise können wir in Beziehungen das erreichen, was wir erreichen wollen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir unser Bedürfnis ablegen, andere zu kontrollieren: ihre Meinungen, ihre Gefühle uns gegenüber oder den Verlauf einer Beziehung.

Behutsam lernen wir, uns zu öffnen – wie eine Blume. Wir öffnen uns, wenn die Sonne scheint und uns Wärme spendet.

Heute werde ich das Wagnis eingehen, mich einem Menschen zu öffnen, bei dem ich mich sicher fühle. Ich gebe einige meiner Schutzmechanismen auf und riskiere, verletzlich zu sein – auch wenn mir etwas anderes beigebracht wurde, auch wenn ich mir selbst etwas anderes eingeredet habe. Ich offenbare mich in einer Weise, die Selbstverantwortung, Selbstliebe, Direktheit und Aufrichtigkeit widerspiegelt. Gott, nimm mir die Angst davor, mich anderen zu öffnen. Hilf mir, dass ich mich so annehme, wie ich bin, und mein Bedürfnis ablege, mich so zu verhalten, wie ich glaube, dass andere mich gerne hätten.