13. Oktober – Inhalt statt Form

Ich erkenne, dass ich aus unterschiedlichen Gründen einen Großteil meines Lebens damit zugebracht habe, mich nach der Form statt nach Inhalten zu richten. Es war mir wichtig, dass meine Frisur perfekt saß, dass ich die richtigen Kleider trug, tadellos geschminkt war, im richtigen Haus wohnte, es mit dem richtigen Mobiliar ausstattete, dass ich den richtigen Job und den richtigen Mann hatte. Die äußere Form anstelle des Inhalts bestimmte in vielen Lebensbereichen mein Verhalten. Jetzt nähere ich mich endlich der Wahrheit. Es ist der Inhalt, auf den es ankommt.

Es ist nichts Verwerfliches dabei, so gut wie möglich aussehen zu wollen. Ob wir uns darum bemühen, unser inneres Ich, eine Beziehung oder unser Leben zu gestalten – wir brauchen eine feste Vorstellung davon, wie das Ganze aussehen soll.

Die Form ist die Voraussetzung für den Inhalt. Doch bei vielen von uns ersetzte die Form den Inhalt. Wir haben uns auf die Form fixiert, um Ängste oder Minderwertigkeitskomplexe zu kompensieren. Wir haben uns auf die Form fixiert, weil wir nicht wussten, wie wir uns mit dem Inhalt beschäftigen sollten.

Form ist das Gefäß, Inhalt die Substanz, mit der wir es füllen. Das Gefäß unserer Person füllen wir mit der Substanz unserer Persönlichkeit; wir füllen das Gefäß unseres Lebens, indem wir uns dem Leben stellen und daran teilhaben, so gut wir können.

Jetzt lernen wir, darauf zu achten, wie die Dinge funktionieren und wie wir sie empfinden – nicht nur, wie sie aussehen.

Heute beschäftige ich mich mit dem Inhalt meines Daseins. Ich fülle das Gefäß meines Lebens mit einer echten Substanz – meinem Ich. Ich befasse mich mit dem Inhalt meiner Beziehungen, statt mit ihrem äußeren Schein. Ich beschäftige mich mit den eigentlichen Lebensprozessen, nicht mit Zierat.