8. Oktober

Ich bin ein alter Mann, und ich kannte viele Schwierigkeiten - aber die meisten davon ereigneten sich nie. (Mark Twain)

Die Einbildungskraft ist etwas Wunderbares, solange wir sie nicht gegen uns selbst einsetzen. Wie das Feuer ist sie etwas Wirkliches voll mächtiger Gewalt, das im Stande ist, entweder zu wärmen und Leben zu schenken, oder alles nieder zu brennen und zu zerstören, was ihm in den Weg kommt. Wenn wir nur an die Probleme denken, die wir uns selbst schaffen, die aber nie tatsächlich vorhanden sind! Familiäre Zusammenkünfte, von denen wir im voraus wissen, dass sie uns verrückt machen, erweisen sich als unspektakulär oder sogar als angenehm. Telefongespräche, die wir monate- oder jahrelang aufschieben wegen des quälenden Schmerzes, den sie verursachen, sind gar nicht, wie wir  angenommen hatten, diese "große" Sache. Entscheidungen, vor denen wir zurückschreckten und auswichen, verbessern, sobald sie erst einmal getroffen sind, unser Leben so sehr, dass wir uns fragen, auf was wir eigentlich geartet haben!

Wir, die es schwer hatten als Kind, wir wachsen oft heran mit einer "Verhängnis-Brille". Alles, was wir sehen, wird durch die verdunkelten Gläser gefiltert. Wie viel von dem, wovor wir Angst haben und wegrennen, ist im Grunde mehr ein Phantasieprodukt als eine Tatsache. Wie viel von unserem Leben, unseren Kräften, bringen wir dafür auf, das zu vermeiden, was noch gar nicht existiert und vielleicht nie eintreten wird?

Ich bin dabei zu lernen, dass ich keine imaginären Konflikte aus der Zukunft borgen sollte.