28. Januar 

Du liebst mich so sehr, dass du mich in die Tasche stecken willst. Doch dort würde ich keine Luft mehr bekommen und sterben. (D.H. Lawrence) 

Menschen, die es in ihrer Kindheit schwer hatten, versuchen oft, über andere zu verfügen und sie davon abzuhalten, sich zu entziehen. Um sicherzustellen, dass sie nicht allein gelassen werden, wären sie imstande, diese anderen mit allem, was sie haben, mit all ihrer Liebe, zu ersticken. 

Natürlich verfallen wir dann bezüglich des Menschen, den wir zu beherrschen trachten, nach und nach in eine Art Zwangsvorstellung. Und noch schlimmer: dieses Pass-auf-mich-auf-Verhalten, das wir erwidern, führt schließlich dazu, dass wir abhängiger werden von dem Problem an sich als von der Person. Wir verstehen uns darauf, die Schwierigkeiten anderer Menschen zu lösen und ihre Tränen wegzuwischen. Darin sind wir Meister. Und deshalb landen wir aufgrund gegenseitiger Anziehung so oft bei Menschen, die mit riesigen persönlichen Problemen zu tun haben. 

Oftmals garantiert gerade unsere starke Anhänglichkeit das Scheitern einer Beziehung. Wenn wir über die, die wir lieben, bestimmen wollen, besteht die Gefahr, dass wir uns selbst genauso lähmen wie sie. Wir müssen zuallererst darauf bedacht sein, selbst ausgeglichen und gesund zu werden – nur dann können wir lernen, an einer gesunden Beziehung teilzuhaben. 

Heute will ich es zulassen, dass die, die ich liebe, selbst mit ihren Problemen umgehen. Ich kann sie lieben ohne Besitzanspruch.