11. Juni 

Wir können das Leben nur im Rückblick verstehen; doch leben müssen wir es mit dem Blick nach vorn. (Sören Kierkegaard) 

Fast alle von uns, die das innere Kind wieder finden wollen, um geheilt zu werden, erhielten den Rat – entweder persönlich oder durch die Lektüre -, über die eigene Familiengeschichte ein wenig nachzudenken. Zunächst mögen wir hier zögern oder sogar gleich die Sache als beendet betrachten. Schließlich: Welchen Sinn sollte das Ganze haben? Wir erinnern uns, wie es war. Was soll gut daran sein, sich jetzt darüber auszulassen? Trotz allem empfinden viele von uns eine tiefe Loyalität gegenüber ihren Eltern. Warum die alten Wunden öffnen? Die Vergangenheit ist vorbei. Warum also für Unruhe sorgen? 

Aber die Arbeit an der Problemen der eigenen Familie betrifft nicht die anderen Mitglieder – sondern uns selbst. Es geht darum, nachzudenken über die Vergangenheit, um besser zu verstehen, wer wir sind, warum wir uns so verhalten, wie wir es tun, und wo unsere Gefühle ihren Ursprung haben. 

Alte Begebenheiten noch einmal durchzugehen hat nur einen Zweck: Es soll uns helfen, von ihnen loszukommen und zu begreifen, wer wir sind und wo wir stehen. 

Ich kann mir selbst gestatten, in die Vergangenheit zu schauen voller Mitgefühl, Verständnis und Versöhnlichkeit: meiner Familie und mir selbst zuliebe.